INFO zu den französischen Bevölkerungslisten
Fundstelle der Listen: HStA Düsseldorf, Roer-Departement
Grundlagen

Zur Klärung der damaligen politischen Verhältnisse machen wir einen kleinen Abstecher in die Dorfchronik:

1794 - Erkelenz und Bellinghoven wird von französischen Soldaten besetzt.
1798 - Das besetzte Rheinland wird verwaltungsmäßig neu eingeteilt: Erkelenz wird Maire (Bürgermeisterei) und Sitz des Kanton (Kreis). Der Kanton wird dem Arrondissement Krefeld zugeschlagen. Das Arrondissement Krefeld ist Teil des Roer-Departements (Departement de la Roer) mit dem Hauptsitz in Aachen. - Das Zivilstandsregister zur Registrierung von Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle wird eingeführt.
1801 - Im Frieden von Luneville wird das linke Rheinland Frankreich zugesprochen, Bellinghoven wird Teil des französischen Staates (bis 1815 - im "Wiener Kongress" geht das nördliche Rheinland an Preußen).

Ergänzend zum Zivilstandsregister ordnete die französische Verwaltung 1798 für das Rheinland eine Erfassung der gesamten Bevölkerung in Form von Bevölkerungslisten an. In den folgenden Jahren wurde eine solche Erfassung in beinahe jährlichem Abstand durchgeführt. Die Listen waren eine ideale Grundlage für Verwaltung und Fiskus, dienten aber auch der Rekrutierung von Soldaten.
Für die damalige Mairie (Bürgermeisterei) Erkelenz und somit für Bellinghoven sind zwei solcher Bevölkerungslisten erhalten, sie stammen aus den Jahren 1799 und 1801.

Aufbau der Bevölkerungslisten

Die erste Spalte beinhaltet die laufende Nummer in der Gesamtliste. Danach folgen Vorname und Name der Einwohner ab 12 Jahren. In den nächsten Spalten werden Alter / Familienstand  oder Beruf / die Angabe, ob im Wohnort geboren bzw. das Datum des Zuzugs / bei letzterem die Dauer des Aufenthaltes / in der letzten Spalte die Anzahl der Kinder unter 12 Jahren.
Die Liste von 1802 führte nicht nur die Anzahl der Kinder unter 12 Jahren, sondern auch deren Namen auf (unter der lfd. Nummer der Mutter, ergänzt um a, b, c usw.). In der Liste von 1799 sind 99 Personen ab 12 und 44 unter 12 Jahren genannt, 1801 sind es 101 ab 12 und 53 unter 12.
Aus anderen – genauer untersuchten – Bevölkerungslisten ist bekannt, dass zur Erfassung der Namen offensichtlich von Haus zu Haus gegangen wurde. So ist anzunehmen, dass aus der Reihenfolge der Personen auf die relative Lage ihrer Häuser geschlossen werden kann.

Verlässlichkeit der Bevölkerungslisten

Bis auf die Familiennamen wurden die Listen in französischer Sprache abgefasst. Die Vornamen, unter Umständen noch in Plattdeutsch vorgetragen, mussten von sicherlich nicht perfekten "Dolmetschern" ins Französische übertragen werden. Bei der Rückübersetzung ins Deutsche ist somit schon mal etwas Phantasie nötig. Ein Vergleich mit der anderen Liste kann hier oft von Nutzen sein. So wird z.B. die "Gunde" einmal als "Cunigunde" geführt, in der zweiten Liste aber als "Adelgunde".

Die Familiennamen hat der Listenführer in der Regel so niedergeschrieben, wie sie ihm vorgetragen wurden. Namensabweichungen sind so leicht möglich (Temmermans = Zimmermanns, Eggerath = Eckerath usw.). Bei einer Namenssuche empfehlen unser alphabetisches Gesamtverzeichnis, in dem wir zusammengehörende Familiennamen nach Möglichkeit schon zusammengefasst haben.

Die unsichersten Daten in den Bevölkerungslisten sind die Altersangaben. Vergleiche von anderen  Bevölkerungslisten mit Taufregistern haben ergeben, das rund die Hälfte der Altersangaben in den Listen um zwei und mehr Jahre falsch waren. Offenbar wussten die Personen ihr Alter oft selber nicht, so dass sie selbst oder der Listenführer das Alter schätzten. Fazit: Will man das richtige Alter wissen, muss man sich in den Taufregistern der Pfarre kundig machen!